Unser Autor Holger Seipel im Gespräch
Herr Seipel, Sie schreiben seit vielen Jahren für unseren Verlag Bücher für die Ausbildung für Gärtner/-innen. Verraten Sie uns, wie alles begann? Was sind die größten Veränderungen seit Ihren Anfängen bis heute?
Holger Seipel: Gerne. Mitte der 1980er Jahre erhielt ich die Gelegenheit, als Mitautor an einem Gartenbaubuch für den Unterricht an Berufsschulen und Berufsfachschulen der Hauswirtschaft mitzuwirken. Zwei Autoren suchten damals nach einem Gärtner, der ihr Projekt unterstützen konnte, und ich erklärte mich dazu bereit. Diese Entscheidung führte mich zu meinem ersten Buch für den Verlag Handwerk und Technik und 1989 kam die erste Auflage von „Gartenbau in Theorie und Praxis“ heraus.
Es dauerte nicht lange, bis mir die Idee kam, ein umfassendes Lehrbuch für den Gartenbau zu schreiben, das eine gründliche gärtnerische Grundausbildung bieten sollte. Mein eigener Ausbildungshintergrund und meine Erfahrungen im Unterricht in verschiedenen Schulformen des Gartenbaus halfen mir bei diesem Vorhaben. Fünf Jahre Arbeit, hauptsächlich an den Wochenenden und in den Ferien, führten 1995 schließlich zur Veröffentlichung der ersten Ausgabe der „Fachkunde für Gärtner“.
Jetzt sind bereits 28 Jahre vergangen und die „Fachkunde für Gärtner/-innen“ hat inzwischen die 12. Auflage erreicht. In dieser Zeit gab es zahlreiche Veränderungen, die meine Arbeit beeinflusst haben. Zum Beispiel gab es anfangs kein Internet, was die Recherche erheblich erschwerte. Erst im Jahr 1994 ermöglichte der erste Internetanbieter aus Hamburg die private Nutzung des Internets. Außerdem erstellten wir damals das Layout für die Buchseiten noch manuell auf DIN A3-Bögen, das erfolgt heute natürlich digital.
Die Entwicklung in den insgesamt fast 40 Jahren meiner Autorentätigkeit war vielfältig und es gibt noch viele weitere Aspekte, die diese Zeit geprägt haben. Es ist schon interessant, auf all diese Veränderungen zurückzublicken und zu sehen, wie sich die Gartenbauausbildung und meine Arbeit als Autor im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben.
Ihre Bücher sind mittlerweile Klassiker in der Ausbildung für Gärtner/-innen bzw. Garten- und Landschaftsbauer/-innen Wie bereiten Sie sich auf die Herausforderung vor, eine neue Auflage zu schreiben?
Holger Seipel: Vielen Dank. Die Vorbereitung auf die Herausforderung, eine neue Auflage zu schreiben, erfordert vor allem Sorgfalt und eine gut strukturierte Herangehensweise.
Bevor ich mit der Arbeit an der aktuellen Auflage beginne, schaue ich mir die Entwicklungen im Gartenbau an, die neusten Trends und Technologien sowie die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe. Dies hilft mir, mein Buch an die aktuellen Bedürfnisse und Erwartungen der Leserinnen und Leser anzupassen.
Auch sammle und analysiere ich das Feedback auf meine vorherige Auflage. Diese Rückmeldungen geben mir wertvolle Einblicke in die Stärken und Schwächen des vorherigen Buchs und zeigen mir, welche Themen oder Bereiche in der neuen Auflage stärker betont werden sollten.
Gibt es Themen aus dem Bereich Garten bzw. Garten- und Landschaftsbau, die Ihnen besonders wichtig sind?
Holger Seipel: Das Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist der Beruf des Gärtners, der Gärtnerin. Ein wunderbarer Beruf. Die Möglichkeit, in enger Verbindung mit der Natur zu arbeiten, empfinde ich als etwas ganz Besonderes. Dieser Beruf hat eine beeindruckende Geschichte, die sich über 5000 Jahre erstreckt. Das in dieser Zeit angesammelte gärtnerische Wissen macht die Arbeit als Gärtner oder Gärtnerin äußerst interessant, abwechslungsreich und anspruchsvoll.
Ein Zitat von Karl Foerster (1874–1970), einem renommierten Staudenzüchter, drückt diese Leidenschaft sehr treffend aus: „Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner, und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward der Beruf zu groß.“
Durch meine Arbeit als Autor möchte ich einen Beitrag dazu leisten, eine umfassende und fundierte Ausbildung im Bereich des Gartenbaus zu fördern. Es ist mir ein Anliegen, das gärtnerische Wissen dieses Berufs weiterzugeben und jungen Menschen die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, um erfolgreich im Gartenbau tätig zu sein.
Sie sind ein bekannter und geschätzter Autor für die meisten Lehrerinnen und Lehrer in den Ausbildungsberufen für Gärtner/-innen: Was möchten Sie diesen Lehrkräften mit auf den Weg geben, damit sie weiterhin motiviert und engagiert unterrichten können?
Holger Seipel: Es freut mich sehr, wenn dem so ist. Um diese engagierten Pädagogen zu ermutigen und zu motivieren, hier ein paar Gedanken, wobei ich davon ausgehe, dass sich Pädagogen vor allem durch Schüler/-innen, die mit Freude am Unterricht teilnehmen, motivieren lassen:
1. Die Liebe zur Natur ist für mich der Kern des Gartenbaus. Ich ermutige Lehrerinnen und Lehrer, ihre eigene Leidenschaft für die Natur und die Gartenarbeit auf ihre Schüler zu übertragen. Begeisterung ist ja bekanntlich ansteckend.
2. Es sollte versucht werden, den Unterricht so praxisnah wie möglich zu gestalten.
3. Wir wissen alle, dass jeder Schüler, jede Schülerin einzigartig ist. Also gilt es, den Unterricht so anzupassen, dass er den Bedürfnissen der einzelnen Schüler gerecht wird. Dies fördert nicht nur das Lernen, sondern auch die Motivation der Schüler/innen.
4. Zur Förderung der sozialen Kompetenz sollten für die Auszubildenden Gelegenheiten geschaffen werden, in denen sie zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Partner- und Gruppenarbeiten ermöglichen eine gute Vorbereitung auf die Teamarbeit in der beruflichen Praxis.
5. Und, nicht zuletzt, der Gartenbau ist von großer Bedeutung, da er unsere Umwelt positiv beeinflusst und zur Lebensqualität der Menschen beiträgt. Lehrerinnen und Lehrer sollten den Schülern vermitteln, wie wertvoll und nachhaltig ihr Beruf ist.
Meine Antwort in Stichworten zusammengefasst lautet: Leidenschaft für die Natur vermitteln, Praxisorientierung, individualisierter Unterricht, Teamarbeit und Wertschätzung.
Das ist natürlich alles leicht gesagt. Unterricht kann aber nur optimal durchgeführt werden, wenn auch die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte optimal sind. Davon ist man aber noch weit entfernt. Viele Menschen unterschätzen die erhebliche Arbeitsbelastung und den chronischen Stress, dem Lehrerinnen und Lehrer ausgesetzt sind. Arbeitswochen von 50 Stunden und mehr sind keine Ausnahme. Es ist daher unerlässlich, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte zu verbessern und ihre hohe Arbeitsbelastung zu verringern.
Was ist Ihre Botschaft an die Schülerinnen und Schüler, die am Anfang ihrer Ausbildung in diesem Bereich stehen? Können Sie kurz erklären, worum es bei diesem Beruf geht und welche Fähigkeiten angehende Gärtner/-innen mitbringen sollten?
Holger Seipel: Ich fange einmal mit dem letzten Teil Ihrer Frage an. Zunächst natürlich der Wunsch, mit Pflanzen zu arbeiten, aber auch handwerkliches Geschick, Kreativität, Geduld und Ausdauer, Umweltbewusstsein, Teamfähigkeit, Lernbereitschaft, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein sind Fähigkeiten, die angehende Gärtner/-innen im Idealfall mitbringen sollten.
Den Schülern und Schülerinnen würde ich sagen: „Die Ausbildung zum Gärtner, zur Gärtnerin bietet euch eine aufregende Reise in die Welt der Natur, der Pflanzen und der Gestaltung. Sie erlaubt es euch, eure Leidenschaft zu leben und einen wichtigen Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft zu leisten. Nutzt diese Gelegenheit, um eure Fähigkeiten zu entwickeln und euch als Gärtner/-in zu verwirklichen. Wenn euch das gelingt, wird euer Beruf euch nicht nur beruflich, sondern auch persönlich bereichern.“
Herr Seipel, Dipl.-Ing., Dipl.-Ing. agr., absolvierte zunächst eine dreijährige Gärtnerlehre, bevor er Gartenbau und Gartenbauwissenschaften in Osnabrück und Hannover studierte. Er war 32 Jahre lang als Berufsschullehrer für Gartenbau tätig.
Über 30 Jahre war er Mitglied des Prüfungsausschusses der Landwirtschaftskammer Weser-Ems, wo er bei der Aufstellung von Lernzielen und Prüfungsfragen zur Zwischen- und Abschlussprüfung im Beruf Gärtner/Gärtnerin, wie auch als Prüfer bei der praktischen Zwischen- und Abschlussprüfung mitwirkte.
Seit Mitte der 80er Jahre ist er als Autor von gartenbaulichen Schulbüchern für den Verlag Handwerk und Technik tätig und fungiert seit 25 Jahren auch als Herausgeber.
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