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Kurzinterview mit unserer Autorin Gabriele Reinhardt

ALLGEMEINBILDUNGDEUTSCHSOZIALPÄDAGOGIK
23.03.2023
Kurzinterview mit unserer Autorin Gabriele Reinhardt

„Das ist das größte Geschenk, das pädagogische Fachkräfte den Kindern geben können – die Freude an Geschichten und Büchern“

Frau Reinhardt, ein Kapitel Ihres umfassenden Werks für den Deutschunterricht an Fachschulen für Sozialpädagogik beschäftigt sich mit Kinder- und Jugendliteratur. Das Angebot ist riesig, die Auswahl selbst für erfahrene sozialpädagogische Fachkräfte oft schwierig. Welche Erfahrungen der Kinder können mit Bilderbüchern begleitet werden?

Gabriele Reinhardt: Kinder können ihr Leben in den Büchern wiedererkennen. Welch eine Entdeckung, wenn ich noch nicht sprechen kann und dann ist da ein Bild von einer Banane! Etwas, was ich sehen, riechen und schmecken kann, ist auf einem Bild – immer wieder, gestern, heute, morgen. Die kleinen und größeren Alltagsnöte undErfahrungen vom Verlorengehen beim Einkaufen über das Streiten mit einem Freund bis hin zu Oma, die immer merkwürdiger wird – all die Erlebnisse meiner Welt finden sich in den Bilderbüchern. Kinder können diese Erlebnisse immer wieder durchleben, nachfragen, ins Gespräch kommen. Und dann gibt es die Welt der Fantasie im Buch – Spannung, Ängste und deren Überwindung, jemanden retten, einen Freund finden, ein Drache sein oder die Maus, die alle austrickst. Da liefern die Bilderbücher neue Erfahrungen, erweitern den Horizont. Aber auch das Erleben von Geschichten will gelernt sein. Das ist das größte Geschenk, das pädagogische Fachkräfte den Kindern geben können – die Freude an Geschichten und Büchern.

Woran erkennt die sozialpädagogische Fachkraft „gute“ Bilderbücher? 

Gabriele Reinhardt: Ein gutes Bilderbuch erzählt mit Worten und Bildern eine Geschichte, die Kinder bewegt, ermutigt, zum Lachen bringt, sie aufgeregt mitfiebern lässt oder eine neue Erkenntnis über sich und andere vermittelt. Ein gutes Sachbuch macht neugierig, zeigt und erklärt etwas richtig, sodass es nachvollziehbar und spannend ist, zum Fragen anregt. Gute Kinderbücher nehmen Kinder ernst und trauen Kindern etwas zu. Gute Kinderbücher bieten Überraschungen, geben die Welt nicht eins zu eins wieder. Die Geschichten und Informationen für Kinder stehen im Vordergrund und nicht die Erziehung, Belehrung oder Verniedlichung.

Welche Trends sind derzeit auf dem Bilderbuchmarkt zu sehen?

Gabriele Reinhardt: Themen wie Flucht, Migration, aber auch Demenz oder Tod werden viel intensiver aufgegriffen als vor einigen Jahrzehnten. Gleichzeitig gibt es die Kinderbuchklassiker, die bei den kaufenden Erwachsenen ebenso beliebt sind wie bei den Kindern. Ich glaube, der Markt ist sehr unübersichtlich geworden. Das verführt uns Erwachsene dazu, die Bücher zu wählen, die uns vertraut sind. Kinder lieben übrigens auch das Vertraute. Trotzdem sollten wir Kitas und Bibliotheken nutzen, um neue, andere Bücher zu finden. Dann stellen wir diese unserem Bücherspezialisten – dem Kind – vor. Und dann? Es wird sich faszinieren lassen oder es weglegen, weil es mit etwas Vorleseübung gut weiß, was ihm gerade gut tut. 

Findet sich der Anti-Bias-Ansatz in Bilderbüchern wieder?

Gabriele Reinhardt: Ja, natürlich gibt es Bücher, die ganz besonders darauf achten. Das finde ich gut und wichtig. Trotzdem gilt, was ich oben gesagt habe, das Buch erzählt eine Geschichte, weil es eine tolle Geschichte ist und nicht, weil es dem Anti-Bias-Ansatz gerecht werden will. Und dann gibt es da noch die Sache mit dem „Gendern“. Sie kommen in die Kita, die Jungen verkörpern starke Tiere, Monster und Filmfiguren und die Mädchen rauschen mit imaginären Zauberstäben im pinken Tüll vorbei. Und beide wollen natürlich auch diesen Teil ihrer Welt in ihren Büchern sehen. Auch das ist in Ordnung, solange es immer ein Angebot gibt, die Rollen zu wechseln im Spiel und im Buch.

Haben Sie einen persönlichen Favoriten unter den Bilderbüchern?

Gabriele Reinhardt: Ich liebe die Findus-Bücher, weil ich sie so oft meinem Sohn vorgelesen habe. Und das Buch von Rafik Schami „Hast du Angst?“, fragte die Maus  ist in Bild und Text großartig: intensiv, spannend und mit einem wundervollen Ende.

Gabriele Reinhardt (61) hat skandinavische Literatur und Germanistik in München, Oslo und Hamburg studiert und nach ersten Berufserfahrungen als Lehrerin Weiterbildungen zur Sozialtherapeutin und Diplompädagogin absolviert. Es folgten berufliche Tätigkeiten in der Psychiatrie, in der Erziehungsberatung und in einer Kita. Seit mehr als 20 Jahren ist sie Lehrerin für Deutsch und Sozialpädagogik, derzeit arbeitet sie am Elisabeth von der Pfalz Berufskolleg in Herford.

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