Interview mit Thomas Plaßmann

Herr Plaßmann, Sie sind vor allem für Ihre tagesaktuellen Karikaturen bekannt. Was war Ihr erster Gedanke, als die Anfrage kam, ein Buch zum Thema „Kommunikation für Pflegeberufe“ zu illustrieren?

Thomas Plaßmann: Interessant und wichtig! Auch wenn es sich in diesem Fall nicht um tagespolitische Arbeiten handelt, so sind soziale Themen dort doch immer einer meiner besonderen Schwerpunkte. Gerade im sozialen Bereich wirkt Politik am unmittelbarsten auf unsere konkreten Lebensverhältnisse ein. Hier ist jeder betroffen, ganz persönlich oder in seinem Umfeld. Da lag es nahe, mit Interesse auf die Anfrage zu schauen.

Am Anfang der Zusammenarbeit stand ein Gespräch mit Autor und Lektorat, wo Sie als Karikaturist in diesem Themenfeld „andocken“ können. Wie wählen Sie die Themen aus, die Sie bearbeiten?

Thomas Plaßmann: Grundsätzlich schließe ich im Vorhinein erst einmal kein Thema von einer möglichen Bearbeitung aus. Auch nicht Krankheit, Leiden und Tod. Aber es erfordert hier natürlich ein besonderes Maß an Einfühlungsvermögen und Sensibilität. Es ist eine Gratwanderung, aber das Wissen um die große Aussagefähigkeit eines Bildes lohnt immer darüber nachzudenken, ob man sich mit der Karikatur eines solchen Themas annehmen könnte. Das muss gewiss nicht immer über den Humor geschehen. Viele Zeichnungen in diesem Bereich sind vollständig humorbereinigt, sie wirken allein durch ihre bildnerische Kraft.

Wie entstehen Ihre Karikaturen? Wie geben Sie Humor eine Gestalt?

Thomas Plaßmann: Wenn das Thema steht, geht es erstmal ans Grübeln – Denken und Sinnen sind rund 80 Prozent meiner Arbeit. Denn man muss immer neu Antworten finden auf die Frage nach der Stoßrichtung eines gezeichneten Kommentars sowie nach dem tragfähigsten, aussagekräftigsten Bild – es soll zum einen das Thema beim Betrachter aufrufen und zum anderen die Stellungnahme dazu deutlich machen. Dann muss „nur noch“ gezeichnet werden. In meinem Fall noch mit Tusche und Papier.

Gibt es Karikaturen, für die Sie einen längeren „Anlauf“ brauchen? Die sie vielleicht auch noch einmal überschlafen?

Thomas Plaßmann: Überschlafen ist im tagespolitischen Erstellungsprozess etwas schwierig – als Zeichner kann ich den Redaktionsschluss nicht ganz außer Acht lassen. Aber natürlich flutscht es nicht immer gleich so aufs Papier. Häufig ist es ein zäher, anstrengender und immer wieder selbstanfechtender Prozess, bis so eine Karikatur steht. Da wird schon mal die ein oder andere Idee verworfen und so manche Skizze landet im Papierkorb.

Was haben Sie aus der Arbeit am Buch für sich mitgenommen?

Thomas Plaßmann: Dass auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten und ein gelingendes Miteinander häufig zuerst einmal klarer Analysen, Feststellungen, Einsichten und Handreichungen bedürfen.

Wir alle sind im Laufe des Lebens irgendwann einmal Patient. Was wünschen Sie sich als Patient von den Pflegenden in Sachen Kommunikation?

Thomas Plaßmann: Dass sie dieses Buch mal in die Hände bekommen haben.

Vielen herzlichen Dank für das Interview!

Thomas Plaßmann (61) gehört zu den renommiertesten Karikaturisten Deutschlands. Er begleitet seit rund 35 Jahren das Weltgeschehen, die kleinen und großen Ereignisse des Lebens mit Papier und Zeichenfeder. Als tagespolitischer Karikaturist ist er u.a. für SPIEGEL ONLINE und die Frankfurter Rundschau tätig und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Seine Zeichnungen bringen in der Neuerscheinung „Kommunikation pocket – für Pflegeberufe“ humorvoll auf den Punkt, was das Kommunizieren in der Pflege zu einer besonderen Herausforderung macht.